WiSe13

Biogas für’s Grüne Klassenzimmer

In Berlin-Marienfelde ist auf einer überwachsenen Müllkippe ein Naturschutzpark entstanden. Teil dieses Biotops ist ein „Grünes Klassenzimmer”. Es handelt sich dabei um eine ökologische Bildungseinrichtung und Naturerlebnisstation, die sich zu einem großen Teil mit dem Thema Müll (Trennung, Vermeidung, Kompostierung, Weiterverwertung) auseinandersetzt.
In der Mülldeponie entsteht Methan, welches abgeleitet und aus Sicherheitsgründen verbrannt wird. Um einen inhaltlichen Bezug herzustellen, soll eine kleine Biogasanlage gebaut und mit den im Park anfallenden Abfällen betrieben werden.
Hauptaufgabe dieses Projektes wird es sein, diese Biogasanlage zu planen, bauen und dokumentieren. Bevor es ans Praktische geht, wollen wir uns kritisch mit dem Thema Biogas auseinander setzen. Mögliche Fragestellungen sind:

  • Was ist denn eigentlich Biogas und was wird benötigt, damit es entsteht?
  • Welche verschiedene Formen von Biogasanlagen gibt es?
  • Ist Biogas schlecht, weil Monokulturen gefördert und Nahrungsmittel vernichtet werden?
  • Ist Biogas toll, weil es die Grundlast in einem erneuerbaren Energiesystem deckt?
  • Oder beides?

Im Projekt soll in einem gemeinsam gestalteten Prozess voneinander und zusammen gelernt werden. Für den Bau und auch sonst sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich! Wir legen Wert darauf, dass sich alle am Bau beteiligen können und wir uns gegenseitig den dafür notwendigen Freiraum geben.

Inselsystem 2.0

Die Inselanlage auf dem Dach des KT- Gebäudes liefert seit einigen Jahren Solar- und Windenergie fürs Energieseminarbüro. Sie besteht aus vier Solarmodulen, einem Windrad, einem Backup- Netzteil, zwei Solarbatterien und einem Verschaltungsbrett der elektronischen Komponenten.
Sofort stellt sich die Frage: was „bringt“ denn schon eine kleine Inselanlage in Anbetracht des überwältigenden Energiebedarfs?
Inselsysteme machen vor allem als netzferne und mobile Anwendungen Sinn: Berghütten, Hausboote, Messstationen, Soundsysteme und Taschenrechner sind nur einige Beispiele.
Neben dem rein praktischen Nutzen verstehen wir unsere „Insel“ als Mikrolabor, um die drängenden Problematiken der Energiewende greifbar zu machen und zu diskutieren:

  • Wie können die Übertragungsverluste minimiert werden?
  • Wie können sich die fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen gegenseitig ergänzen, um einen lückenlose Versorgungssicherheit zu garantieren?
  • Wie sieht eine sinnvolle Energiespeicherung aus, und was kann sie leisten?
  • Wie können Erzeugung und Verbrauch miteinander in Einklang gebracht werden?

Auf Grundlage des vergangenen Energieseminarprojekts wollen wir die grundlegende Funktionsweise der Anlage durchschauen und im Rahmen einer standardmäßigen Wartung überprüfen, reparieren und austauschen. Die Auswertung und optische Darstellung der Messreihen Windgeschwindigkeit, Sonnenstrahlung, Spannung und Strom wird schließlich dazu dienen, die einzelnen Systemkomponenten besser aufeinander abzustimmen.
Zusätzlich zur Dachanlage des Energieseminars wollen wir im Rahmen einer Exkursion die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) – Berlin besuchen und dort das Energieplusgebäude „living EQUIA“, das solare Soundsystem, und die Kleinwindanlage einer Funktions- und Qualitätsprüfung unterziehen.

EnergiePolis

Die Idee dieses Projektes ist es ein Planspiel zur Energiewende zu spielen, zu entwickeln und andere spielen zu lassen. Ein mögliches Szenario hierfür könnte sein:
„Die Region Energiepolis hat beschlossen, sich bis zum Jahre 2025 zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen zu versorgen. Jetzt geht es an die Umsetzung. Wie können wir unser Ziel erreichen? Welche Akteure und Akteurinnen wollen und müssen wir einbinden? Welche Schwierigkeiten und Widerstände erwarten uns?“
Viele andere Szenarien sind ebenfalls möglich und können von uns allen gemeinsam entwickelt werden.
Aber was ist eigentlich ein Planspiel? In Planspielen werden anhand von fiktiven Szenarien reale Situationen und Prozesse simuliert.Die Teilnehmenden schlüpfen dabei in die Rollen der für das jeweilige Szenario relevanten Akteure und Akteurinnen. Sie versuchen mit Hilfe von Rollenbeschreibungen und Hintergrundmaterial ihre Rolle und deren Position im Spiel zu vertreten. Daraus können verschiedene Handlungsoptionen und Sichtweisen abgeleitet und so kennengelernt werden. Am Ende eines Planspieles findet in der Regel irgendeine Art von Versammlung statt, wie z.B. eine Konferenz oder eine Gemeinderatssitzung. Hier werden die im Verlauf des Planspiels erarbeiteten Positionen, Ideen und Konzepte diskutiert und es wird versucht zu einer Entscheidung zu kommen.
Und unser Planspiel? Welche gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und individuellen Interessen gilt es zu berücksichtigen bei einer 100% erneuerbaren Energieversorgung? Ist eine Umsetzung das in der (fiktiven) Region EnergiePolis technisch überhaupt möglich? Wenn ja wie? Wer sind die relevanten Akteure und Akteurinnen? Wie sehen die politischen Rahmenbedingungen aus und welche Gestaltungsspielraum gibt es?
Diesen Fragen wollen wir in unserem Projekt gemeinsam mit euch nachgehen und ein Spiel entwickeln, das andere spielen können.
Dabei wollen wir ein Experiment wagen und unser Projekt zum Teil auch als Rollenspiel gestalten. Das Szenario, die Rollenbeschreibungen, Konfliktlinien und die Hintergrundinformationen sollen so in einem interaktiven Prozess gemeinsam entwickelt werden.

Energiekämpfe in der Türkei

Jedes energiepolitische Großprojekt hat seine Vor- und Nachteile. So können Staudämme ’saubere‘ Energie in großen Mengen produzieren und Strukturwandel für wirtschaftsschwache Regionen schaffen. Gleichzeitig bedeuten sie massive Einflussnahme auf Umwelt und Mensch. Sie sind ein Machtinstrument von Nationalstaaten und Wirtschaftsunternehmen, sowohl auf regionaler als auch globaler Ebene.
In diesem Projekt wollen wir unseren Fokus auf die Interessenkonflikte rund um das Südostanatolien-Projekt in der Türkei legen. Das Projekt an der Grenze zu Syrien und Irak umfasst den Bau von 22 Staudämmen in der Region, u.a. den Ilisu-Staudamm, dessen aktueller Bau in den vergangenen Jahren stark in der internationalen Kritik stand. Das Projekt soll zukünftig ca. 30% des türkischen Energiebedarfes decken und ermöglicht die Regulierung der Wasserzufuhr in die Nachbarländer. Zwischen den angrenzenden Staaten, Wirtschaftsinteressen, EU-Politik, sowie den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung (betroffen ist vor allem die kurdische Minderheit) ergibt sich ein Spannungsfeld, das wir untersuchen wollen.
Gemeinsam wollen wir uns Wissen und das nötige Werkzeug erarbeiten, mit dem wir später solche Energiekämpfe rund um andere Großprojekte besser verstehen und einordnen können. Wo liegen Überschneidungen mit anderen Großprojekten? Lassen sich die verschiedenen Projekte aufgrund ihrer geopraphischen und soziokulturellen Unterschiede überhaupt vergleichen?

Über das Speichern von Energie und Wissen:
Ein Mikrohubspeicher

In unserem Projekt soll recherchiert, konzipiert, gebaut und weitergegeben werden! Ziel ist es, einen Mikrohubspeicher zu entwerfen und zu bauen sowie Lösungen zu finden, das erlangte Wissen weiterzugeben.
In einem ersten Schritt wird es darum gehen, sich dem Thema der (mechanischen) Energiespeicherung zu nähern. Welche Formen der Energiespeicherung gibt es und was hat eigentlich eine Kuckucksuhr damit zu tun? Weiterhin wollen wir uns schon einmal damit auseinandersetzen, wie erlangtes Wissen sinnvoll und für alle zugänglich gespeichert werden kann (Stichwort Open Source bzw. Open Tech).
Auf diesen Grundlagen ist eure Kreativität zur Konzeption und den Bau eines Mikrohubspeichers gefragt. Ein Hubspeicherkraftwerk dient zur Zwischenspeicherung von elektrischer Energie. Wir wollen schauen, inwieweit ein solcher Hubspeicher in kleinem Maßstab Sinn macht und zur Anwendung gebracht werden kann.
Schlussendlich soll das gesammelte Wissen und der Bau dokumentiert werden, denn das erlangte Wissen wollen wir nicht für uns behalten. Was können Strategien für eine Vermittlung sein? Eine mehrsprachige Bauanleitung auf Youtube, eine Broschüre oder ein Blog?