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Perspektiven der Atomkraft in Deutschland

Im April nächsten Jahres jährt sich die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl zum 20sten Mal, und es sieht so aus, als ob die Erinnerung daran langsam verblassen würde. Gegenwärtig deutet vieles darauf hin, daß der längst totgeglaubten Atomkraft doch noch eine längerfristige Zukunftsperspektive beschieden sein könnte: trotz des Atomkonsenses, der einen Ausstieg aus der Atomwirtschaft mehr suggeriert als tatsächlich vorantreibt (auf jeden Fall aber eine Energiewende auf die lange Bank schiebt), wurde im vergangenen Jahr in München-Garching ein neuer Forschungsreaktor in Betrieb genommen, die Kapazität der Urananreicherungsanlage in Gronau soll damnächst ausgeweitet werden, die Möglichkeit von Laufzeitverlängerungen für die deutschen Atomkraftwerke wird in aller Öffentlichkeit diskutiert, und Siemens freut sich schon auf die Realisierung einer neuen Reaktorgeneration, die das Unternehmen für viel Geld zusammen mit der französischen Framatome in Finnland und Frankreich bauen will. Dennoch ist unter dem Eindruck des Atomkonsenses, der von vielen eben doch als unumkehrbarer Ausstieg begriffen wurde, eine kritische Beschäftigung mit der Atomkraft in den vergangenen Jahren arg ins Hintertreffen geraten.
Das muß sich angesichts der aktuellen Diskussion um Laufzeitverlängerungen schleunigst ändern! In diesem Seminar wollen wir daher noch einmal die Gefahren der Atomkraft herausarbeiten – vom Uranabbau über die Anreicherung der Brennelemente und die Kernspaltung im Reaktor bis zur ungeklärten Frage der Endlagerung strahlender Materialien. Dazu sollen Presseartikel der vergangenen Monate sowie in großer Zahl vorliegende Sicherheitsstudien von Forschungsinstituten und unabhängigen Verbänden ausgewertet werden. Bei Interesse wäre es auch denkbar, eine Exkursion beispielsweise im November zum diesjährigen Castor-Transport ins Zwischenlager Gorleben zu unternehmen.
Eine zentrale Fragestellung im Seminar soll sein, ob Atomkraftwerke – von den Sicherheitsrisiken einmal ganz abgesehen – überhaupt einen wirtschaftlichen Betrieb gewährleisten können. Oder muß nicht doch wieder massiv auf staatliche Unterstützung zurückgegriffen werden, was ja letztlich auch eines der immer wieder vorgebrachten Argumente gegen den Ausbau der Erneuerbaren Energien ist? Am Ende könnte versucht werden, am Beispiel einer der 17 in der BRD noch betriebenen Reaktoren gegenüberzustellen, was es wirtschaftlich bedeuten würde, die in ihm produzierte Strommenge komplett mit regenerativen Energien zu kompensieren. Studierende aller Fächer, die Lust haben, an einem politisch und energiewirtschaftlich (leider wieder einmal) brandaktuellen Thema zu arbeiten, sind herzlich willkommen!

Landen unsere Ressourcen im Klo?

Energie aus Abfall und Scheiße
Fossile Brennstoffe zur Energieerzeugung werden immer knapper und teurer. Statt organische Reststoffe (Abfall, Scheiße…) nur zu entsorgen, kann man mit Hilfe von Biogasanlagen diese wertvollen Rohstoffe nutzen um kostengünstige Energie, z.B. zum Kochen bereitzustellen. In unserem Projekt möchten wir uns mit einer bereits existierenden Modellanlage beschäftigen, die für den Einsatz in „Entwicklungsländern“ entworfen wurde. In einem durchschnittlich großen Haushalt sollen mit dem gewonnenen Biogas ein Kocher und eine Lampe betrieben werden können. Diese Versuchsanlage wollen wir besichtigen und uns in diesem Zusammenhang mit den theoretischen Grundlagen der Biogaserzeugung auseinandersetzen. An einem Wochenende möchten wir eine verbesserte Version dieser Anlage bauen und sie dem ökologischen Kulturzentrum Kesselberg e.V. zur Verfügung stellen. Alle dafür benötigten Fertigkeiten werden wir uns selbst aneignen. Anschließend werden wir die Anlage beobachten, Messungen vornehmen und eventuell weiterentwickeln.
Das ursprüngliche Modell wurde für den Einsatz und den Verkauf in Burkina Faso entwickelt. Deshalb wollen wir uns neben der praktischen Arbeit auch kritisch mit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit auseinandersetzen. Was heißt eigentlich Entwicklung und wer arbeitet hier unter welchen Voraussetzungen zusammen? Wer entwickelt Technik, für wen und wer wendet sie an? Dabei spielt sicherlich auch der Gender-Aspekt eine Rolle. Für unser Seminar setzen wir weder praktische noch theoretische Vorkenntnisse voraus. Wir freuen uns über alle TeilnehmerInnen, die Interesse am Thema, Spaß am Bauen und vor allem Lust haben in Gruppen gemeinsam zu lernen und ihren Horizont zu erweitern… Beinahe hätten wir‘s vergessen, wenn die Anlage funktioniert werden wir natürlich auch zusammen damit kochen. Das sind nur einige Vorschläge, wie immer bringt auch ihr die Themen mit ein und entscheidet, was wir machen wollen.

Windkraft zu Druckluft

Dezentrale Windkraftnutzung und mechanische Energiespeicherung
Interesse daran ein überschaubares System in Gruppenarbeit zu entwerfen und zu bauen?
Wind ist eine an vielen Stellen auftretende erneuerbare Energiequelle. Druckluft ist eine technisch recht einfach zu realisierende Möglichkeit der Energiespeicherung. Da bietet es sich doch an diese beiden Energieformen zu kombinieren, um die kostenlose Windenergie zu speichern.
Wie wäre es mit dem Bau einer transportablen Wind-Drucklufttankstelle?
In dem Seminar möchten wir die praktischen Probleme, die bei einem solchen Druckluftsystem auftreten, finden und lösen. Hierzu werden wir auf einige schon bestehende Komponenten, wie z. B. Teile des Windrades, zurückgreifen.
Aber wie soll die Kraft vom Windrad zum Kompressor übertragen werden, und wie kann ein stabiler Stand erreicht werden? Was ist ein „idealer“ Kompressor? Dies und mehr wollen wir mit euch diskutieren und letztendlich praktische Lösungen finden. Natürlich werden wir uns im vorhinein auch theoretisch mit dem Thema auseinandersetzen.
Alle die Lust auf ein projektorientiertes Seminar mit größerem praktischen Anteil haben, sind herzlich eingeladen ihre Ideen und Kenntnisse einzubringen und einen Einblick in Gruppenarbeit und längerfristige Arbeitsplanung zu gewinnen. Es sind Studentinnen und Studenten aller Studienrichtungen willkommen.

Nachhaltige Energietechnik

Auseinandersetzung mit didaktischen Konzepten und Experimenten sowie Entwicklung und Durchführung einer Lehreinheit für Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Berufsfeldorientierung
Im ersten Teil des Projekts wollen wir Kriterien für eine nachhaltige Energietechnik, unter besonderer Berücksichtigung des Geschlechterverhältnisses, entwickeln. In einem nächsten Schritt werden wir uns damit befassen, wie dieses Thema für Lehrende und Lernende gleichermaßen spannend gestaltet werden kann. Konkret werden wir in diesem Semester wieder mit Life e.V. (Frauen entwickeln Ökotechnik) kooperieren. Dabei soll eine Lehreinheit für Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Berufsfeldorientierung erarbeitet und durchgeführt werden, die anhand der Energietechnik im Gebäude auch die Aspekte Nachhaltigkeit und Gender aufgreift. Aus diesem Grund wollen wir uns auch intensiv mit dem Thema Didaktik auseinandersetzen.