Die Projekte werden nach geltenden Hygienevorschriften projektspezifisch in Präsenz stattfinden. Nähere Informationen zu den Hygienevorschriften der TU Berlin findet ihr hier.
Die Projekte des kommenden Sommersemester 22 sind:
- Feministische und dekoloniale Perspektiven auf Umweltschutz (theoretisch)
- Solare Wärme für ein Hausprojekt (praktisch – als Labor oder Schwerpunktprojekt wählbar)
- Landgrabbing zur Rohstoffsicherung (theoretisch)
- CO2 Budget – Wie können wir bei 1,5 °C bleiben? (praktisch – als Labor oder Schwerpunktprojekt wählbar)
Nähere Infos zur Anrechnung der Projekte ihr hier.
Feministische und dekoloniale Perspektiven auf Umweltschutz
Was hat die Umwelt- und Klimakrise mit Kapitalismus, Kolonialismus und dem Patriarchat zu tun? Wie hängen spezifische Unterdrückungsmechanismen und Umweltzerstörung zusammen? Was hat z.B. Erdöl mit antikolonialem Widerstand zu tun? Wie hängt die Ausbeutung von Sorgearbeit mit der Ausbeutung von Umwelt zusammen?
Wir wollen uns die Klima- und Umweltkrise aus einer feministischen und dekolonialen Perspektive anschauen und verstehen, wie sie als ein Symptom von kapitalistischen, rassistischen und patriarchalen Ungleichheitsverhältnissen entstanden ist.
Dafür wollen wir uns zu Beginn anschauen, wie Ungleichheiten durch Ausbeutung entstanden sind und die grundsätzlichen Zusammenhänge von Kapitalismus, Kolonialismus und Patriarchat erarbeiten. Gleichzeitig wollen wir uns anschauen, wie die Umwelt- und Klimakrise die Verletzlichkeit marginalisierter Gruppen verstärkt und warum eine feministische und antirassistische Klimabewegung wichtig ist. Aber wie kann eine solche aussehen?
Anhand des jüngst erschienenen Buches „Für einen Umweltschutz der 99%. Eine historische Spurensuche“ von Milo Probst schauen wir uns historische, emanzipatorische Kämpfe und Solidaritätsbewegungen an und suchen in ihnen nach Ideen und Ansätzen zum Lösen der Umwelt- und Klimakrise. Zudem wollen wir uns auch aktuelle Widerstandsbewegungen anschauen, die vom globalen Süden bis nach Berlin reichen. Wir laden Aktivist*innen in unser Seminar ein, um mit ihnen über ihre Perspektive zu sprechen.
Das Seminar ist ein studentisches, selbstorganisiertes Projekt; das bedeutet, dass ihr selbst Themenschwerpunkte und Fragestellungen mitbringt und gemeinsam erarbeitet. Wir möchten zum Ende des Projektes einen gemeinsamen Output erstellen, der Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenkt. Der Output könnte z.B. das Veranstalten einer Podiumsdiskussion oder ein Audio Walk sein.
Für unser Projekt ist kein Vorwissen nötig, da wir uns im Laufe des Projektes spezifisches Fachwissen gemeinsam aneignen werden. Uns ist aber eine Bereitschaft zur kritischen Reflektion der eigenen Positionierung und des eigenen Handelns wichtig, damit wir in unserem Seminar möglichst diskriminierungsarm, respektvoll und sensibel miteinander umgehen können. Uns ist bewusst, dass wir teilweise sensible und gewaltvolle Themen behandeln werden, welches Personen je nach ihrer eigenen Positionierung in unterschiedlichem Ausmaß betrifft. Wir wünschen uns explizit die Teilnahme und das Mitwirken von BIPoC und FLINTA*. Auch wenn wir, die Tutorinnen, uns beide als BIPoC positionieren, können und möchten wir in diesem Kontext keinen Safe Space anbieten, da wir mit einer heterogenen Gruppe von Teilnehmer*innen rechnen,
Wir laden herzlichst alle Student*innen unterschiedlichster Fachrichtungen und Universitäten und auch Menschen aus dem außeruniversitären Kontext ein, gemeinsam dieses Seminar zu gestalten.
Unser Projekt findet jede Woche am Mittwoch von 13:00 bis 16:00 Uhr im Raum MAR 0.013 statt. Der erste Termin ist der 20.04.22.
Bei Fragen schreibt uns gern: umweltschutz@energieseminar.de
Wir freuen uns auf euch!
My und Susan
Solare Wärme für ein Hausprojekt
20 Jahre ist es her, da plante ein Energieseminar eine Solarthermieanlage, die das Hausprojekt „K40“ mit Warmwasser versorgt. Toll, dass sie so lange funktionstüchtig blieb. Nun ist sie verschlissen und braucht erneut unsere Aufmerksamkeit! Gemeinsam werden wir die Solarthermieanlage wieder in Stand setzen und dem Hausprojekt erneut eine regenerative warme Dusche ermöglichen.
Was gehört dazu, um die Solarthermieanlage zu warten? Zunächst müssen wir uns damit auseinandersetzen, wie eine Solarthermieanlage funktioniert und geplant wird. Daher werden wir viel recherchieren und lernen, welche Komponenten relevant sind, wie sie funktionieren und welche Dinge bei der Installation und Inbetriebnahme beachtet werden müssen.
Frühzeitig werden wir uns ein Bild von der Anlage vor Ort machen und diskutieren, wie wir vorgehen möchten, um die defekten Bauteile zu ersetzen oder in Stand zu setzen. Die Anwohner*innen werden uns unterstützen und Zugang zu den Räumlichkeiten bieten.
In der theoretischen Auseinandersetzung wäre es spannend den Warmwasserbedarf der Hausgemeinschaft und einen Autarkiegrad konkret zu errechnen, sowie eine CO2- und Kostenbilanz im Vergleich zu anderen, fossilen Energieträgern zu erarbeiten.
Um warmes Wasser (duschen/heizen) zu erzeugen wird immer noch überwiegend Gas und Öl verbrannt. Insbesondere in Zeiten des Ukraine-Russland-Konfliktes wird die Gasabhängigkeit Europas kritisch diskutiert. Eine regenerative Wärmeversorgung durch Solarenergie wird aber schon seit Jahrzehnten gefordert, um den Klimawandel einzudämmen. Was ist aus dieser Wärmewende geworden? Das Energieseminar möchte neben der praktischen Auseinandersetzung mit regenerativer Wärme auch die Wirkung der Energieversorgung auf die Gesellschaft mittels von euch gestalteter Inputs beleuchten. Da stellt sich doch die Frage, welche Machtgefälle die jahrzehntelange Versorgung fossil erzeugter Wärme durch die großen Energiekonzerne entstanden sind. Welche Konsequenzen haben alternative Energieversorgungsmodelle, so wie die dezentral erzeugte Wärme der Solarthermieanlage auf dem Dach des Hausprojektes? Was hat die Beteiligung der Bürger in Energiegenossenschaften mit Demokratie zu tun und welche Wirkung kann dies auf unser gesellschaftliches Leben ausüben? Wir wollen einen offenen Lernraum schaffen. Du möchtest dich auch gerne mal mit der Selbstbestimmungskultur des Hausprojektes auseinandersetzen? Bringe dich gerne mit deinen Themen ein!
In diesem interdisziplinären Projekt wollen wir uns überwiegend praktisch technisch, aber auch theoretisch gesellschaftlich dem Thema der Wärmewende nähern. Wir würden es daher begrüßen, wenn sich Menschen verschiedenster Disziplinen zusammenfinden und diese Thematik sowohl technisch, als auch gesellschaftlich durchleuchten.
Unser Projekt findet jede Woche am Donnerstag von 14:00 bis 18:00 Uhr in Präsenz unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften der TU Berlin statt. Der erste Termin ist der 21.04.2022 (der Raum am Campus Charlottenburg wird noch bekannt gegeben.
Bei Fragen schreibt gern: solarewaerme@energieseminar.de
Maik
Landgrabbing
Der Zugang zu Rohstoffen für die Energie-, Wasser- und Nahrungsmittelversorgung ist weltweit oft mit grenzüberschreitenden Praktiken verbunden, die eine Weiterführung von kolonialen bzw. imperialistischen Gegebenheiten verkörpern und somit ethische und politische Fragen im Zuge der Energiewende aufwerfen.
Die Konflikte um die Ressource Land, werden oft mit dem englischen Begriff „Landgrabbing“, aber auch mit der „Aneignung von Land“ oder treffender mit „Landraub“ gleichgesetzt. Landraub wird auch als „Der neue Hunger nach Land“ bezeichnet, auch wenn dieser Konflikt keineswegs ein neuer ist. Allein in den letzten 10 Jahren wurden weltweit Landgeschäfte in Millionenhöhe abgeschlossen, die ein beispielloses Ausmaß der für die Interessen des globalen Nordens zielführenden Landaneignungen bestätigen. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein Großteil dieser Abwicklungen mit rechtwidrigen Mitteln oder unter korrupten Rechtslagen der ressourcenreichen Länder stattfinden. Der global stetig ansteigende kommerzielle Druck des Nordens wird in erster Linie auf die Landnutzung im globalen Süden ausgeübt, wo ländliche Gemeinden, deren Produktion hauptsächlich landwirtschaftlich ist, aufgrund von Enteignungen in ihrer Existenz bedroht sind. Der Landkaufrausch, unter dem diese Vorgänge stattfinden, zielt nicht nur auf die landwirtschaftliche Produktion für Lebensmittel ab, sondern hauptsächlich auf die von Biokraftstoffen. Zudem sind Mineralgewinnung -wie z. B. seltene Erden – durch Bergbau, Industrie und Tourismus weitere Schwerpunkte dieser forcierten Landumwandlungen.
Welche Länder, Unternehmen oder Individuen stecken hinter dem Phänomen des Landrausches? Welche Motivationen dieser Landgrabbing-Vorgänge können wir identifizieren? Welche Länder, Gemeinden oder Individuen sind dadurch besonders betroffen? Welches sind die ökologischen Auswirkungen des großflächigen Landraubs? Welches sind die möglichen Auswirkungen auf Kleinbäuer*innen des globalen Südens? Wie annehmbar ist die Nutzung von importierten Biokraftstoffen in den Ländern des globalen Nordens? Diese und ähnliche Fragen wollen wir uns anhand von Fallbeispielen stellen, um zu selbstreflektierten Positionierungen zum eigenen Öko-Konsumverhalten zu gelangen.
Das Seminar ist ein studentisches, selbstorganisiertes Projekt, bei dem ihr Themenschwerpunkte und Fragestellungen einbringt und die Antworten gemeinsam erarbeitet. Zum Ende des Projektes wollen wir einen gemeinsamen Output erstellen, der auf einem kollektiven Arbeitsprozess beruht. Wir könnten z. B. ein Kommuniqué oder Manifest schreiben, Empfehlungen für weiterführende Studien formulieren, eine Kampagne erarbeiten oder bereits bestehende themenrelevante Protestbewegungen oder Organisationen aktiv unterstützen. Auch hier könnt ihr euch kreativ einbringen. Ihr benötigt für die Teilnahme am Projekt kein Vorwissen, da wir uns im Laufe des Semesters spezifisches Fachwissen gemeinsam aneignen werden. Uns ist jedoch eine Bereitschaft zur kritischen Reflexion des eigenen politischen Selbstverständnisses und des eigenen Handelns wichtig, weshalb es von Vorteil wäre, wenn ihr Offenheit zur Diskussion und ein Grundinteresse an geopolitischen Fragen mitbringt.
Wir laden herzlichst alle Student*innen unterschiedlichster Fachrichtungen und auch Menschen aus dem außeruniversitären Kontext ein, gemeinsam dieses Seminar zu gestalten.
Unser Projekt findet jede Woche am Montag von 10:00 bis 13:00 Uhr statt. Der erste Termin ist der 25.04.2022 im Raum E-N 181.
Bei Fragen schreibt gerne: landgrabbing@energieseminar.de
Katja
CO2 Budget – wie können wir bei 1,5°C bleiben?
Das globale CO2 Budget stellt eine der essentiellen Fragestellungen der heutigen Zeit dar um die 1,5°C einhalten zu können und die damit verbundenen Klimaauswirkungen so gering wie möglich zu halten. Unser Restbudget beträgt derzeit 310 Gigatonnenwas bei heutigem Verbrauch bereits in rund 7 Jahren und 4 Monaten laut dem IPCC Bericht aufgebraucht sein wird. Wie wollen wir damit umgehen?
Das bisher verfolgte Prinzip lautet „Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren“. Aber wie erfolgreich ist dieses Prinzip? Wie viel Emissionen konnten bereits vermieden und reduziert werden? Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) haben wir in demletzten Jahr wieder einen Rekordwert der CO2-Emissionen erreicht. Kann eine Kompensation diese Mengen ausgleichen? Wie sinnvoll ist die CO2-Kompensation und was kann kompensiert werden? Warum finden die meisten Kompensationsprojekte im globalen Süden statt und nicht lokal von den emittierenden Akteur:innen?
Wir wollen uns mit bestehenden Kompensationsprojekten kritisch auseinandersetzen und diese berechnen. Dabei werden wir Exkursionen zu verschiedenen lokalen Projekten machen und deren Möglichkeiten ergründen. Wir gehen raus! In Wälder, Streuobstwiesen,die darin summende Insektenvielfalt. Lassen sich diese Projekte zertifizieren? Können wir lokal kompensieren?Zudem wollen wir untersuchen welche Rolle die Energiewende bei der Kohlenstoffminderung spielt.
Wir wollen uns anschauen ob eine eigene TU Zertifizierung möglich ist und was es dafür braucht. Dazu wollen wir gemeinsam praktisch forschen und eine eigene Zertifizierung auf den Weg bringen!
Ihr braucht keine Vorkenntnisse mitbringen, sondern nur eure Motivation und euer Interesse! Spezifisches Fachwissen werden wir uns im Laufe des Projektes aneignen und damit gemeinsam Expert:innen werden. Wir laden herzlichst Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen und auch Menschen aus dem außeruniversitären Kontext ein, mit uns ein diskussionsfreudiges und diskriminierungsarmes Seminar zu gestalten. Kommt gern dazu und lasst uns gemeinsam diskutieren und Lösungen finden. Wir freuen uns auf eure Teilnahme!
Unser Projekt findet jede Woche Mittwochs von 12-15 Uhr in Präsenz unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften der TU Berlin statt. Zusätzlich werden wir Exkursionen zu verschiedenen Projekten anbieten. Der erste Termin ist der 20.04.2022 (im Raum E-N 181 am Campus Charlottenburg).
Bei Fragen schreibt uns gern: co2@energieseminar.de
Wir freuen uns auf euch!
Agatha und Jana