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Energiewende

Energiewende – ein Begriff der aus dem aktuellen Diskurs um eine erneuerbare dezentrale Energieversorgung nicht wegzudenken ist. Aber was verstehen wir eigentlich darunter? Dasselbe? Geht es um Erneuerbare Großkraftwerke bei Vattenfall? Oder um solidarische Stadtwerke.? Um die Anlage auf dem eigenen Dache? Um die Umwelt? Die Partizipation? Die Energie? Oder was?
Das bestehende Energiesystem ist geprägt von einer zentralistischen Struktur aus fossil-atomaren Großkraftwerken. Die Eigentumsverhältnisse liegen dabei in den Händen weniger Großkonzerne und kennzeichnen eine durchmonopolisierte Marktstruktur.
Der Gegenentwurf dazu sieht ein engmaschiges Versorgungsnetz bestehend aus vielen erneuerbaren Energieanlagen vor. Dadurch erschließt sich die Möglichkeit, dass Verbraucher_innen auch gleichzeitg zu Eigentümer_innen und (Selbst)Verwalter_innen dieser anlagen werden, eine Voraussetzung für gesellschaftliche Partizipation und teilhabe in der Energiegewinnung und -verteilung.
Diese beiden Paradigmen, das Fossil-atomare und das Erneuerbare, stehen in direkter Konkurenz. Während ein neues Zeitalter der Energieversorgung eingeläutet ist, kämpft das alte um den Status Quo, um das eigene Existenzrecht nicht zu verlieren.
Wir wollen uns in diesem Semester anschauen, wie das bestehende Energiesystem aufgebaut ist und welche Kräfte es am Leben erhalten. Wir wollen sehen wie eine zukünftige Energieversorung unter ökologischen, sozialen und demokratischen Aspekten existieren kann. Wer sind die Akteur_innen, die augenblicklich die Energiewende mit welchem Ziel aktiv mitgestalten und voran (wohin?) treiben?

Von Jurten und Tipis – ein Recyclingzelt

Wer Zelte nur vom Camping kennt, wird sich wundern, was mensch so alles in und mit mobilen Gebäuden anstellen kann! Wir möchten verschiedene Möglichkeiten und Konstruktionsweisen des traditionellen Zeltbaus erforschen und selbst ein energieeffizientes Zelt entwickeln und aufstellen. Lass uns herausfinden, welchen Sinn und Zweck Zelte auch in Berlin erfüllen können.
In einem ersten Schritt des Seminars soll es darum gehen, uns Wissen über verschiedene Techniken, Konstruktionen und Materialien des traditionellen Zeltbaus weltweit anzueignen. Wer hat wo auf der Welt wann wie gebaut und warum? Was unterscheidet Jurte von Juchte, wie sah und sieht nomadisches Leben beispielsweise in Nordeuropa oder Nordafrika aus?
Aus diesen Erkenntnissen möchten wir zu der Frage kommen, welchen Platz “fliegende Bauten” in der modernen Großstadt haben können. Welche Art und Weisen von Nomadentum existieren vielleicht auch in Berlin? Gerade das Thema Zwischennutzung könnte hierbei ein sinnvoller Ansatzpunkt sein.
Danach möchten wir gerne eine eigene Konstruktion entwickeln – und das möglichst zu einhundert Prozent aus Recyclingmaterial. Wir werden also ein wenig Materialkunde betreiben müssen und uns eine Konstruktion überlegen, die aus dem vorhandenen Material die beste Energieeffizienz ermöglicht. Welchen Zweck unser Zelt erfüllen soll, ist dafür entscheidend. Da wir das Projekt gern in Kooperation mit einem Praxispartner umsetzen möchten, werden die Anforderungen an unseren Bau auch von dessen Bedürfnissen abhängen.

Mikrobielle Brennstoffzelle

In einer Mikrobiellen Brennstoffzelle kann der Stoffwechsel von Bakterien zur Stromerzeugung genutzt werden. Wir müssen den Mikroorganismen nur noch ihren Arbeitsplatz bauen: Gülle, Schlamm, Plastikeimer, Graphit und Hühnerdraht. Ob wir damit zum Ziel kommen?
In diesem Projekt soll Raum sein, mit Materialien und Versuchsaufbauten zu experimentieren, um eine (oder mehrere) derartige Brennstoffzelle(n) zu bauen. Lassen sich damit am Ende z.B. Handys laden oder LEDs betreiben? Kann die Microbial Fuel Cell (MFC) sinnvoll in eine größere Struktur – beispielsweise eine Ladestation – integriert werden? Wenn ja, wie kann diese dauerhaft betrieben werden, und wie sieht es mit der Wartung und Entsorgung aus?
Neben der praktischen Arbeit wollen wir auch die theoretische Vielfalt der Thematik auskosten: Wo liegen die Potentiale und Anwendungsmöglichkeiten der MFC? Die theoretische Spannbreite geht bisher von High-End-Produkten in Fahrzeugen über Low-Tech-Projekte in Tansania bis hin zum Einsatz von MFCs in der Abwasseraufbereitung. Überall, wo Biomasse anfällt und anaerob zersetzt werden kann, sind MFCs denkbar – sei es auf dem Meeresboden oder einer bemenschten Raumstation im All.
Am Puls der aktuellen Forschung wollen wir aber nicht nur die bioelektrochemischen Prozesse verstehen lernen, sondern auch ein Auge für sich anschließende Fragestellungen haben: Welche Probleme und Nachteile gibt es? Welche Ressourcen werden benötigt? Da bei dem Prozess Methan entsteht: Wie steht es um die Klimaverträglichkeit?
Vor uns liegt ein vielfältiges Themenuniversum, aus dem wir uns – je nach Interessenlage der TeilnehmerInnen – im diesem Semester bedienen werden!

Gestern gekauft und morgen kaputt!?

Geplante Obsoleszenz im Spannungsfeld von Überproduktion, Recycling und Wiederverwendung.
Wie war das nochmal? Handelsübliche Glühbirnen leuchten nur eine bestimmte Anzahl an Stunden. Zahlreiche Drucker geben nach soundso viel Druckaufträgen den Geist auf und Textilien lösen sich in ihre Bestandteile auf. Wie lange halten eigentlich eure Drucker, T-Shirts und Glühbirnen?
Geplante Obsoleszenz beschreibt eine Produktionsstrategie, nach der die Produkte bewusst mit Schwachstellen hergestellt werden. Der Drucker geht pünktlich nach der Garantiezeit kaputt? Dann lieber einen neuen kaufen, die Reparatur ist doch so viel teurer. Was steckt hinter Gewährleistungen und Garantien? Und was können wir gegen den geplanten Produktionswahnsinn und die immer weiter wachsenden Müllberge, die daraus entstehen, machen? Wie lassen sich solche Produktionsstrategien mit schwindenden Ressourcen, sozialen und ökologischen Problemen vereinbaren? Wie sieht eine nachhaltige Produktion aus? Welche Alternativen gibt es zum Wegschmeißen und Neukaufen? Welche alltäglichen Gegenstände sind Opfer der geplanten Obsoleszenz und was können wir hier und heute dagegen tun?

Tretgenerator – Energie Erfahren

Die aktuellen Herausforderungen der notwendigen Energiewende fordern gesamtgesellschaftliches Umdenken, da die Lösung der nachhaltigen Energieversorgung ein Problem ist, das gleichermaßen von Produzenten und Konsumenten gelöst werden muss.
Wie viel Energie brauchen wir um gemeinsam Kino zu schauen? Wie viel Energie um Wasser zu kochen? Und wie viele Leute müssen auf Tretgeneratoren treten um diese Energie zu erzeugen? Diesen und anderen Fragen wollen wir zusammen mit euch in unserem Projekt nachgehen.
Ziel ist die Organisation eines Veranstaltungs- und Infotages, bei dem wir benötigte Energie aus in dem Projekt selbstgebauten Tretgeneratoren beziehen. Beispielsweise könnten unterschiedliche Verbraucher (LED, Sparlampe, Glühbirne, Wasserkocher) an unsere Tretgeneratoren angeschlossen werden, um Bewusstsein für alltäglichen Stromverbrauch zu schaffen. Zum Tagesausklang könnte ein (OpenAir-)Kinoabend und/oder eine anschließende Party organisiert werden, weiterhin durch Energieversorgung durch unsere Tretgeneratoren.
Eine zentrale Herausforderung des Projektes wird sein, die Tretgeneratoren zu bauen. Wir werden uns auch mit technisch praktischen Fragen auseinandersetzen. Wie muss unser Stromkreis gestaltet werden und wie übertragen wir die Bewegung des Rades auf unsere Generatoren? Die Anlage sollte so konzipiert sein, dass mitgebrachte Fahrräder in die Anlage eingespannt werden können, um sicher zu sein, dass unsere Generatoren auch mobil einsetzbar sind. Nach Beendigung des Projektes soll die Anlage nicht verstauben sondern für gemeinnützige Zwecke weiterverwendet werden, die wir gemeinsam mit euch finden wollen.