Wintersemester 2024/25
Die Projekte des Wintersemesters sind:
- Food System Change 2. Teil – Eine sozial-ökologische Transformation (praktisch – als Labor- oder Schwerpunktprojekt wählbar)
- Myzel: Nähr- und Baustoffe unseres Planeten (praktisch – als Labor oder Schwerpunktprojekt wählbar)
- Kernfusion & Co. – Rettet uns Technologie aus der Klimakrise? (theoretisch- nicht als Laborprojekt wählbar)
- Nachhaltige Brauerein / Next Generation Sustainable Breweries (praktisch – als Labor oder Schwerpunktprojekt wählbar)
Nähere Infos zur Anrechnung der Projekte ihr hier.
Food System Change 2. Teil – Eine sozial-ökologische Transformation (theoretisch)
Ihr macht euch Gedanken über die Zukunft des Agrar- und Ernährungssystems? Ihr fragt euch, wie wir uns auch in Zeiten von Klimawandel gesund und verantwortungsvoll ernähren können? Ihr seid interessiert an praktischen Maßnahmen, Nahrung lokal und ökologisch zu produzieren? Genau diesen Themen wird sich dieses Seminar widmen.
Die Problematik: Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, verteilen und konsumieren, hat weitreichende Auswirkungen auf unseren Planeten und unsere Gesellschaft. Gewinnmaximierung und politische Subventionierung hat zu immer größeren Betrieben mit engen Gewinn-Margen geführt. Landkonzentration durch Agrarkonzerne und die Energiewende machen Flächen für die Lebensmittelproduktion stark umkämpft. Dabei fallen Umwelt- und soziale Aspekte oft unter den Tisch.
Deshalb wollen wir uns in diesem Semester einer praktischen Maßnahme widmen, dieser Entwicklung etwas entgegenzustellen. Gemeinsam mit Julia, einer befreundeten Landwirtin in der Prignitz, möchten wir ein Konzept entwickeln und planen, hochwertige Lebensmittel mithilfe von erneuerbaren Energien herzustellen. Die Integration von erneuerbaren Energien über Agrarflächen könnte einen Weg aufzeigen, Flächenkonflikte zu entspannen und den Boden doppelt und damit nachhaltiger zu nutzen. Damit kann das Seminar einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten und wichtige Erkenntnisse über die Vereinbarkeit von Umwelt, Klima und Landwirtschaft leisten. Wie genau eine solche Anlage aussehen könnte und von welcher Anlage Julias Hof am meisten profitieren könnte, entscheiden wir gemeinsam.
Zu Beginn werden wir dafür einen Bedarfsplan entwickeln und die Eckdaten einer möglichen Energie-Anlage festlegen. Wir werden uns fragen, was ist notwendig? Welchen Flächenbedarf hat eine solche Anlage, sodass diese sinnvoll bewirtschaftet werden kann? Welche erneuerbaren Energien kommen in Frage und wie können diese wirtschaftlich integriert werden? Darauf basierend wollen wir uns auf eine Form einigen und die konkrete Planung beginnen. In diesem Semester soll alles für die konkrete Implementation vorbereitet werden, die dann im kommenden Semester folgt.
Es gibt viel zu tun, beispielsweise im Bereich der Erneuerbaren Energien, in der Wärmetechnik, in der Finanzplanung und im Kontakt mit potenziellen Stiftungen. Das Ziel des Semesters ist eine geplante und finanzierte Anlage, die im kommenden Semester aufgebaut werden kann.
Das Seminar findet im Rahmen einer zweijährigen Projektwerkstatt statt. Im vorherigen Semester wurden theoretische Hintergründe für den Status Quo des Ernährungssystems erarbeitet. Hierzu schauen wir uns den Output des vorherigen Semesters in den ersten Sitzungen an. Die geplante Anlage soll dann in den kommenden Semestern gebaut und evaluiert werden.
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, nur Motivation und Interesse! Spezifisches Fachwissen werden wir uns im Laufe des Projektes aneignen und damit gemeinsam Expert*innen werden. Studierende aller Fachrichtungen und auch Menschen aus dem außeruniversitären Kontext sind herzlich willkommen. Ziel ist es gemeinsam ein hierarchie- und diskriminierungsarmes Seminar zu gestalten. Im Fokus steht Selbstorganisation und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Kommt dazu und lasst uns voneinander lernen.
Unser Seminar wird in Präsenz jeden Dienstag von 10 bis 14 im Raum SG 4.1 stattfinden. Der erste Termin ist der 15.10. Obligatorisch ist außerdem die Teilnahme am Methodentag am 18.10.2024 (14-18 Uhr) und an der Abschlusspräsentation am 07.02.2025 (16-18 Uhr), also merkt euch diese Termine am besten schon mal vor.
Bei Fragen schreibt uns gerne an: foodsystemchange2[at]energieseminar.de
Wir freuen uns auf euch!
Myzel: Nähr- und Baustoffe unseres Planeten (praktisch)
Pilze sind für das Funktionieren der Ökosysteme unseres Planeten unentbehrlich. Sie sind die Lebensgrundlage für unzählige Organismen und haben eine enorme Bedeutung im globalen Kohlenstoff– und Nährstoffkreislauf. Sie gehen mit vielen Arten symbiotische Beziehungen ein, deren Aufnahme von Kohlenstoff und Nährstoffen aufgrund von Zersetzung ohne Pilze undenkbar wäre. Pilze werden gegenwärtig auch als nachhaltige Materialien in einer Vielzahl von menschlichen Systemen erforscht. Wie aber können wir mehr über die Pilzwelt erfahren und uns diese optimal zunutze machen?
Die Wissenschaft interessiert sich zunehmend für Pilze, sowohl für deren Wirkung in der Medizin, als auch für deren Beitrag in der Ernährung. Auch in der Architektur werden Plizgeflechte als regenerative Baustoffe, die vielleicht andere schon in naher Zukunft ablösen könnten, zunehmend entdeckt. Schließlich werden Pilze bei der Beseitigung von Umweltverschmutzungen verwendet, da sie auch wie große Filter wirken. Grundkenntnisse über den vielschichtigen Einsatz von Pilzen soll uns in diesem Seminar beschäftigen. Zudem möchten wir herausfinden, wie bestimmte Pilze hergestellt oder produziert werden können, und dies in eigener Anbaukultur einer kleinen Pilzfarm erfahren, deren Räumlichkeiten geschaffen werden sollen.
Verschiedene Kooperationen können an dieser Stelle zielführend sein. Da zu Beginn des WiSe 24/25 der Herbst vor der Tür steht, wollen wir für die Vorbereitung der Eigenproduktion nicht nur eine Fachliteraturrecherche machen, sondern auch Expert*innen befragen, und nach Möglichkeit mit ihnen auch Waldspaziergänge und -Führungen machen, bei denen verschiedene Pilze in ihrer natürlichen Umgebung betrachtet werden können.
Das Seminar ist praktisch ausgelegt und bedarf keinerlei besonderer Vorkenntnisse. Einen vorrangigen Platz haben Initiativen, die die Möglichkeiten eines Bau- oder Produktionsmodells austesten möchten. Gemeinsam könnten wir die Konstruktion einer aus Myzel bestehenden Struktur erproben und sie als Anbaufläche für eines der Studentencafés zur Verfügung stellen. Andere Ideen, die wir in Betracht ziehen könnten, wäre die Produktion von Pilzen zur Herstellung von veganem Leder, Kunststoffen und Schäumen auf Pilzbasis. Alle Ideen hierzu sind willkommen und werden unser Vorhaben bereichern. Die Begeisterung für Fragen rund um Ökologie und Umwelt solltest du jedoch mitbringen.
Wir ermutigen Studierende aller Studiengänge im Kollektiv eine gemeinsam erarbeitete Struktur zu konzipieren, zu planen und eigenverantwortlich umzusetzen. Das Projekt ist studentisch selbst organisiert, Inhalte und Ziele bestimmt ihr selbst unter geringen Vorgaben.
Das Seminar wird in Präsenz jeden Dienstag von 10-14 Uhr in Raum KT 101 stattfinden. Obligatorisch ist außerdem die Teilnahme am Methodentag am 18.10.2024 (14-18 Uhr) und an der Abschlusspräsentation am 07.02.2025 (16-18 Uhr), also merkt euch diese Termine am besten schon mal vor.
Für Rückfragen: mykologie[at]energieseminar.de
Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit mit euch!
Paolo und Katja
Kernfusion & Co. – Rettet uns Technologie aus der Klimakrise? (theoretisch)
„Warum noch Solar- und Windenergie ausbauen? Bald kommt doch die Kernfusion!“ oder „Mit E-Autos und recycelbaren Batterien brauchen wir keinen ÖPNV mehr!“ und „Das CO2 das wir produzieren fangen wir einfach alles wieder ein mit Carbon Capture and Storage Technologie!“. Zunehmend werden uns technologische Wundermittel als Lösungen zur Klimakrise angeboten. Solche Aussagen klingen verlockend, denn sie versprechen eine einfache Lösung: Technologische Fortschritte sollen die Klimakrise lösen, ohne dass wir unseren Lebens- und Wirtschaftsweise im globalen Norden grundlegend verändern müssen. Doch wie tragfähig sind diese Technologien als nachhaltige Auswege?
Besonders die Kernfusion gilt als Aushängeschild für neue, saubere Energiequellen. Ihre Befürworter versprechen Energie ohne die Nachteile der herkömmlichen Atomkraft – keine radioaktiven Abfälle, keine großen Risiken. Doch von den potenziellen Schwierigkeiten bei ihrer Umsetzung, ist keine Rede. E-Autos wiederum werden gerne als wichtigster Bestandteil der Verkehrswende beworben, besonders von denen, die sie verkaufen. Der Vorteil, dass keine Abgase mehr freigesetzt werden wird dabei gerne hervorgehoben, doch über die Nachteile, wie z.B. ressourcenintensive Produktion und die schmutzige Förderung seltener Erden, wird stattdessen selten geredet. Und die Verfechter von Carbon Capture and Storage (CCS) versprechen uns sogar all das CO2 in der Luft einfach wieder einzufangen und zu speichern, ohne zu erwähnen das die benötigte Energie so enorm ist , das die Realisierung mit der momentanen fossilen Energieerzeugung hoffnungslos ineffizent ist.
Im Seminar „Kernfusion & Co. – Rettet uns Technologie aus der Klimakrise?“ wollen wir diesen Aussagen auf den Grund gehen. Wir nehmen zusammen verschiedene Technologien gegen die Klimakrise unter die Lupe. Wir schauen uns näher die Tragweite dieser Technologien zur Bewältigung der Klimakrise und welche systemischen Veränderungen erforderlich sind, um ihre Wirksamkeit zu maximieren. Dabei betrachten wir die realen Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologien, um herauszufinden, wie sie effektiv in unsere zukünftigen Strategien integriert werden können. Das Ziel ist, diese Lösungen kritisch zu hinterfragen und ihre tatsächliche Wirksamkeit und Folgen auf Umwelt und Gesellschaft zu analysieren.
Die Arbeit im Seminar wird in erster Linie theoretisch ausgelegt sein und sich aus Recherche von Literatur sowie der Diskussion und Evaluation des recherchierten Materials zusammensetzen. Wöchentlich sind hierfür drei Stunden angesetzt. Die genaue Struktur dieser Arbeit, sowie Inhalte und Ziele, möchten im Laufe der Sitzungen mit euch im Kollektiv konzipieren. In diesem Sinne möchten wir auch alle Teilnehmenden ermutigen über die Kernfusion hinaus Ideen zu Technologien mitzubringen die sie gerne genauer untersuchen möchten. Je nach Interesse lässt sich ab Januar vielleicht auch eine Besichtigung des Wendelstein 7-X in Greifswald und des dort ansässigen Max-Planck-Insitut für Plasmaphysik realisieren.
Dieses Seminar ist für alle offen, die sich kritisch mit den großen Versprechen der Technologie auseinandersetzen wollen. Du musst kein Vorwissen mitbringen, nur Interesse, Offenheit und Motivation. Wir werden uns gemeinsam das notwendige Wissen erarbeiten und den Raum für lebendige, respektvolle, diskriminierungsarme Diskussionen schaffen. Ob du aus der Uni kommst oder aus dem außeruniversitären Kontext, du bist herzlich eingeladen, Teil dieser Diskussion zu sein.
Unser Seminar findet wöchentlich freitags von 10:30 -13:30 Uhr im Raum EB 417 statt. Der erste Termin ist der 18.10. Obligatorisch ist außerdem die Teilnahme am Methodentag am 18.10.2024 (14-18 Uhr) und an der Abschlusspräsentation am 07.02.2025 (16-18 Uhr), also merkt euch diese Termine am besten schon mal vor.
Bei Fragen kannst du uns gerne unter kernfusion@energieseminar.de kontaktieren.
Wir freuen uns!
Nachhaltige Brauerein (ENGLISH BELOW) (praktisch)
Bier ist eines der beliebtesten Getränke weltweit, aber auch eines der klimaschädesten. Auf seinem Weg vom Korn zum Glas muss Bier immer wieder erwärmt und abgekühlt werden. Diese Temperatur-Achterbahnfahrt durch Maische, Kochen, Gärung und Pasteurisierung, bevor es schließlich zu einem „kalten Bier“ wird, ist mit einem enormen Energieaufwand verbunden und wird größtenteils immer noch mit kohlenstoffintensiven Technologien betrieben, die über ein Jahrhundert alt sind.
Im kommenden Semester, WiSe24/25, möchte das Energieseminar dies ändern, indem es Studierende aus einer Vielzahl von Fachrichtungen einlädt, eine innovative und nachhaltige Brauerei zu entwerfen. Im Rahmen dieses technischen und praktischen Projekts werden wir gemeinsam Technologien kennen lernen, die für unsere Brauerei von Interesse sind:, wie Hochtemperatur Wärmepumpen, thermisch angetriebene Kühlung, die Wiederverwendung von Abwärme, die Nutzung erneuerbarer thermischer und elektrischer Energiequellen und die Kohlendioxidabscheidung.
Da es sich um ein von Studierenden-organisiertes Projekt handelt, bleibt die genaue Art des Lernens der Gruppe überlassen. Fallstudien, die Auswertung technischer Produktinformationen und die Modellierung von Energiesystemen bieten jedoch großartige Möglichkeiten, unser Verständnis für den Stand der Technik zu erweitern und dieses anzuwenden, um einen energetisch ausgewogeneren und thermisch optimierten Brauprozess vorzuschlagen.
Die genauen Kriterien für die Bewertung unseres Entwurfs hängen vom Interesse und den Fähigkeiten der Studierenden ab. Ziel ist es jedoch, ein spezifisches Prozess- und/oder Anlagendesign zu entwickeln, das tatsächlich gebaut oder kommerziellen Brauereien angeboten werden könnte.
Es sind keine Vorkenntnisse über ein bestimmtes Verfahren oder eine bestimmte Technologie erforderlich, lediglich das Interesse am Brauen und eine Leidenschaft für Nachhaltigkeit. Der Kurs steht Studierenden aller Studiengänge offen und wird in einem zweisprachigen Format -in Englisch und Deutsch- abgehalten.
Das Seminar wird in Präsenz jeden Montag von 14-18 Uhr in Raum KT 101 stattfinden. Obligatorisch ist außerdem die Teilnahme am Methodentag am 18.10.2024 (14-18 Uhr) und an der Abschlusspräsentation am 07.02.2025 (16-18 Uhr), also merkt euch diese Termine am besten schon mal vor.
Für Rückfragen: brauereien[at]energieseminar.de
Sam
English version:
Next Generation Sustainable Breweries (practical)
Beer is one of the most popular drinks worldwide, but also one of the most carbon intensive. In its journey from grain to glass, beer must be repeatedly warmed and cooled, and this temperature rollercoaster through mash, boil, fermentation and pasteurization before finally becoming a “cold one” involves a huge amount of energy input and for the most part is still driven through carbon intensive technologies that are over a century old.
This coming semester, WiSe24/25, the Energy Seminar wishes to change that by inviting students from a wide variety of disciplines to design an innovative, and sustainable brewery. Over the course of this technical and practical project, we will learn together about technologies of interest for our brewery such as high temperature and cogeneration heat pumps, thermally driven cooling, the reuse of waste heat, utilization of renewable thermal and electrical power resources, and carbon dioxide capture.
As a student organized project, the exact mode of learning will be up to the group, however case studies, evaluation of technical product information, and energy system modelling all provide great opportunities to build our understanding of the state of the art and apply this to propose a more energetically balanced and thermally optimized brewing process.
The exact criteria to evaluate our design will depend on student interest and skillsets, however the goal will be to arrive at a specific process and/or facility design that could be actually built or pitched to commercial breweries.
No prior knowledge of any particular process or technology is necessary, only an interest in brewing and a passion for sustainability. The course is open to students of all study programs and will take place in a bilingual format in English and German.
The seminar will take place in presence every Monday from 2-6 pm in room KT 101. There is also a compulsory Methods day on 18.10.2024 (2-6 pm) and the final presentation of the results on 07.02.2025 (4 – 6 pm). Both dates are mandatory, so mark them already on your calendar.
Don’t hesitate to contact me: brauereien[at]energieseminar.de
Sam